Herzensmenschen

Samstag, 7. November 2015

Gedanken kreisen, ziehend lauernd ihre Runden durch meinen Schädel, lassen mich nicht sitzen, nicht stehen, nicht liegen, lassen mich nicht in Frieden. Kreischend versuchen sie meine Eifersucht und Angst zu schüren. Ziehen ihre Grimassen zu einem verachtenden Grinsen - sie haben mich. Versuche mir die Gedanken aus dem Hirn zu treiben, flehe, bettle, gehe auf die Knie, versuche mich Abzulenken, dröhne mir die Birne mit Musik zu, doch höre ich kaum ein Wort von dem, was gesunden wird. Mein Schädel hämmert, lehne den Kopf zurück, schließe die Augen für einen Moment, grelle Blitze jagen die hässlichsten Bilder vor mein inneres Auge, reiße diese panisch auf, mein Herz wummert, zermatert mir die Brust, jagt mir den Schweiß über die Stirn, füllt meine Augen mit Tränen, wieso? - Wieso kann der Abend nicht vorbei sein?

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Gestern hatten mein Freund und ich unseren ersten heftigen Streit. Am Montag kam er später nach Hause, weil er einen Kumpel trösten musste, dieser hat sich in seine beste Freundin verliebt, die vor kurzem mit ihrem Freund Schluss gemacht hat und nun etwas von einem anderen Kumpel will, der angeblich auch an ihr interessiert ist. Ich habe Angst, sehe in diesem Mädchen eine Konkurrentin, auch wenn es wahrscheinlich keinen Grund gibt, doch reicht es mir, dass sie besser aussieht wie ich und single ist...
Zum Streit kam es gestern, weil er heute einen gemütlichen Abend mit zwei Freunden und eben dem Mädchen macht und ich tierische Angst habe, dass sie was von ihm will und/oder er erkennt, dass er doch lieber sie will, als mich. Normalerweise würde ich nicht auf den Gedanken kommen, doch mein Freund war in letzter Zeit sehr abweisend zu mir, wollte kaum mehr mit mir kuscheln, saß nur noch vorm PC und war am zocken, hat kaum mehr mit mir geredet und achtete penibel darauf, dass ich seine Nachrichten nicht sehe, obwohl ich noch nie aktiv mitgelesen habe. Ich hatte tierisch Angst, hab angefangen zu weinen und wir fingen zu streiten an. Er fühlt sich eingeengt, fühlt sich, als müsse er um Erlaubnis fragen, wenn er etwas machen möchte, fühlt sich erdrückt davon, mir immer Bescheid geben zu müssen, sobald er später käme usw., er hatte irgendwann immer weniger Zeit für mich, wollte immer öfter feiern gehen und hat noch nie Pärchenkram mit mir gemacht, sodass es mir immer schwerer fiel ihm seine Bedürfnisse und Freiräume einzugestehen. Ich liebe ihn, er ist der Mensch, mit dem ich mein Leben verbringen möchte, den ich später heiraten möchte, mit dem ich mir vorstellen kann vielleicht einmal Kinder mit ihm zu haben und er ist der Mensch, bei dem ich keine Sekunde meines Lebens bereue, doch war es letzte Zeit zu viel, ich habe immer öfter Druck, würde mich gern schneiden, beginne unbewusst an, immer weniger zu Essen, ohne es zu wollen. Ich habe wieder abgenommen, ohne, dass ich es wollte, denn ich konnte gerade mit meinem höheren Gewicht leben und mochte mich auch so. Jetzt friere ich wieder durchgehend, der Schwindel regiert meinen Tag. Ich bin momentan unglücklich, nicht unglücklich mit meinem Freund, sondern mit der Situation, die gerade zwischen uns herrscht.  Gestern explodierte es. Zwei Stunden saß ich zusammengekauert auf dem Sofa, heulte, schluchzte und brüllte ihn an, während er auf mich herabsah und zurückbrüllte. Er warf mir so viel an den Kopf, offenbarte mir so viel, von dem ich ganze Zeit nichts wusste, weil er nicht mit mir über all seine Probleme sprach. Irgendwann einigten wir uns darauf, dass wir beide etwas ändern und versuchen, mehr auf den anderen einzugehen. 
Heute Morgen war mein Freund auch ganz überraschend unglaublich bezaubernd zu mir, genauso wie damals, dafür habe ich mich heute Abend so unendlich zusammengerissen und ihm viel Spaß gewünscht und ihn fahren lassen, aber schon als ich mich an der Tür umdrehte und wieder ins Haus ging, standen mir die Tränen der Angst  in den Augen und sind auch jetzt, 4 Stunden später noch da. 

Ich werde verrückt und weiß gerade nicht wohin mit mir. 

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