Verzweifelt
renne ich durch die Dunkelheit. Ich weiß schon lange nichtmehr in welche
Richtung mich meine Beine tragen, aber im Grunde ist mir auch das ziemlich
egal. Ich will einfach nur weg, weit weg von hier, von dem Ort, der mich zu
zerreißen droht. Ich laufe immer schneller, kriege kaum noch Luft, meine Lungen
brennen scharf und der Schweiß brennt mir ein meinen Augen. Das Gesicht
vollkommen nass, teilweise vom Schweiß und teilweise von meinen eigenen
salzigen Tränen, die schon seit Stunden über meine Wangen rinnen.
Ich will nur
weg, weit weg, doch egal wie weit ich renne, wie weit mich meine Beine tragen,
es lässt mich nicht los und auch nach unbestimmten Kilometern fühle ich mich
kein Stück befreiter. Ich spüre immernoch ihre Umklammerung, spüre, wie meine
Rippenknochen langsam nachgeben und dem Druck bald nichtmehr standhalten zu
drohen... Ich sacke zusammen, lasse mich auf meine Knie fallen und spüre, wie
ein spitzer Gegenstand sie aufreißen, kurze Zeit später tropft es feucht an
meinem Bein entlang und ich spüre den Schweiß brennend in der Wunde. Durch mein
explodierendes Herz wird der pulsierende Schmerz in meinen ganzen Organismus
verteilt, doch wirklich wahrnehmen kann ich ihn nicht. Es ist, als erwache ich
aus einer Narkose und der Schmerz kehre schleierhaft in meine Denkapparatur
zurück – nur, ist dies keine Narkose, leider.
Ich spüre,
dass ich schon lange keine Kraft mehr habe, von jetzt auf gleich kann ich mich
nichteinmal mehr aufrecht auf den Knien halten, sodass ich mich zusammenkauere,
vielleicht unter einem Busch, oder in einem Felsvorsprung, ich weiß es nicht,
kann es nicht erkennen, die Dunkelheit erlaubt es nicht. Weiß nicht, was ich
tun soll, bin allein und hilflos, Gefangener meiner selbst und schaffe den
Ausbruch nicht. Ich nehme mir vor zu warten, doch worauf, dass ist noch
ungewiss. Ich wünschte, ich hätte ein Ziel, auf das ich hinarbeiten könnte,
etwas worauf es sich lohnt zu warten, doch erwarten mich nur Einsamkeit und
Dunkelheit, es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen, und es gibt auch
keine Prinz, der an der kleinen
Waldlichtung auf mich wartet. Wie schön wäre die Illusion von einem Leben ohne
Dunkelheit, ohne Einsamkeit und ohne die Alben, die einen Nacht für Nacht
heimsuchen. Ein Leben in einer kleinen
Stadt, weit weg von Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Versuche mich
zu beruhigen, versuche meinen Herzschlag wieder einzufangen und die Tränen zu
stillen, die nach wie vor in Strömen über meine Wangen rinnen. Ich stemme mich
hoch, kneife die Augen zu, in der Hoffnung etwas besser sehen zu können,
vergebens. Einzig erkenne ich, dass mich die Dunkelheit wie ein dichter,
wabernder Nebel umgibt, und sobald ich meinen Mund öffne, habe ich das Gefühl
dem Erstickungstod näher zu sein, als mir lieb ist. Ich versuche tief Luft zu
holen, durch scheitert der Versuch an einem Hustenanfall, der mir wieder die Tränen in die Augen treibt. Ich taumle
vorwärts, stoße gegen einen harten, unförmigen Gegenstand, versuche ihm
auszuweichen und taumle weiter in eine
Richtung, die ich als vorwärts betitelt habe. Obwohl mir die Sinnlosigkeit der
gesamten Aktion bewusst ist, mache ich weiter, kämpfe mich weiter voran,
krieche Meter für Meter voran, wahrscheinlich kokelt noch tief in meinem
Inneren ein verkrüppeltes Klümpchen Hoffnung, welches sicher auch bald erlischt,
doch bis dahin zwingt mich dieses stinkende Etwas weiterzumachen und mich durch
Schlamm und Dreck zu kämpfen, zumindest so lang, bis mein ausgemergeltes Ich
elendig am Nicht-Hunger krepiert ist.
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