Herzensmenschen

Donnerstag, 13. September 2012

Schließe die Augen. Fest. Drücke sie fest zusammen und wünsche mir, dass alles gut ist, wenn ich sie wieder öffne. Ich wünsche es mir mit jeder Faser meines seins, doch wenn ich die Augen öffne, wird mir wieder bewusst, dass alles so ist wie vorher auch. Wenn nicht noch schlimmer. Verkrieche mich in meinem Zimmer, krabbel in mein Bett, zieh die Decke über den Kopf und lasse die Zeit an mir vorbeiziehen. Sie rauscht an mir vorbei, wie die Blätter im Wind und hinterlassen eine Kälte, die mit keinem Tee, keiner Decke und auch keiner Jacke zu vertreiben ist. Bin mit den Gedanken ganz weit weg. In der Welt, in der alles okay ist. In der Welt, in der ich nicht ständig mit meiner Mutter streite und in der sie mich auch nicht immer anschreit und fertig macht. Eine Welt, in der sie mich nicht hasst, dafür, dass ich zu der Familie meines Vaters gehöre und die Enkeltochter meiner Großmutter bin. In einer Welt, in der ich mein eigenes Geld für mich behalten darf und meinem Bruder nichts abgeben muss. Eine Welt, in der die Menschen aus meiner Klasse nicht so gemein sind und Marzipan-Rosen kaputtquetschen und auf den Boden werfen. Wo es warm ist und ich nciht zu fett bin. Ich mit meinen Freunden rumhängen kann und mir nicht immer anhören muss, dass meine Freunde die größten Nerds sind und ich nicht mitanhören muss, wie sie neue Pläne aushecken, um sie wieder fertig zu machen. Ich will von allem gemocht und beachtet werden, ich möchte nicht nur eine gute Bekannte von ihnen sein, sondern deren Freundin. Sie sollen dann aufhören, meine anderen Freunde schlecht zu machen. Es tut ihnen nicht gut - es verletzt. Und dann gibt es in dieser Welt noch den einen Jungen. Er kümmert sich rührend um mich und liebt mich, wie ich bin - mit all meinen Narben und den ungesprochen Wahrheiten. Er akzeptiert es, wenn ich ihm nicht alles erzählen will, wenn ich im Bezug auf meine Familie und Vergangenheit schweige, lässt er mich schweigen. Er redet mit mir normal und tut nicht auf überbesorgt, doch wenn ich ihn brauche, kann ich ihn auch um 3.oo Uhr nachts anrufen. Und du umarmst mich, vor allen Menschen der Welt und gibst mir einen Kuss auf die Stirn, wenn ich nervlich am Ende bin und du mich festhälst. Wir schweigen oft. Sitzen nebeneinander und es ist still. Du hälst mich fest und lässt mir Zeit mich zu finden. Ich beginne dir auch immer mehr und mehr zu erzählen. Brocken für Brocken lernst du mich kennen und erfährst die Wahrheit, doch anders als alle anderen, verurteilst du mich nicht und liebst mich genauso wie vorher auch.  Wir leben im hier und jetzt und vergangenes ist vergangen und kommt nicht wieder - man kann es nicht ändern... So lautet deine Philosophie und jedes Mal, wenn ich dich ansehe, nachdem ich dir ein Stückchen meines Lebens hochgewürgt hab, siehst du mir in die Augen, nimmst meine Hände und sagst dies.. Ich beuge mich vor und will dich küssen, doch plötzlich verschwimmt diese Welt, wird mit dem Tränenschauer weggewaschen, der mich wieder realisieren wird, dass mein Leben so unglaublich schief verläuft und nichts aus dieser Parallelwelt real ist. Außer den Jungen. Der hat schoneinmal meine Welt betretren, doc viel zu schnell wieder verlassen. Wir hatten keinen Streit, es ist nichts vorgefallen. Der Kontakt ist uns einfach entglitten. Wir waren zu schwach, ich war zu schwach um es zu halten. Es ist besser so. Ich habe dich nciht zu tief in meine Abgründe reingezogen und du hast ein Leben ohne Sorgen um mich. Du lebst, du liebst, lachst und weinst... Ich stehe daneben, beobachte dich aus der Ferne und unterdrücke die Tränen. Schlinge die Arme um mich, versuche mich damit zu trösten. Bevor dein Anblick unerträglich ist und mich umbringt, drehe ich mich weg, setze das Lächeln auf und rede mit den anderen aus der Gruppe. Schaust du kurz hinüber, grinse ich dich fett an und bemühe mich unbeschwert und glücklich zu wirken. Drehe mich schnell wieder weg, ohne dass du einen Blick in meine Augen erhaschen kannst, denn dann würdest du sehen, wie es in mir drin aussieht. Würdest du sehen, wie ich leide, wie ich dich brauche... Du würdest mich lesen, wie ein Buch. Meine Gefühle und Gedanken erhaschen und würdest sofort wissen, wie gern ich dir etwas sagen möchte. Es wäre so einfach. Ich muss nur 4 Schritte gehen, dich ansehen und du würdest wissen, dass ich dir etwas wichtiges erzählen will. Dann wäre das schlimmste schon vorbei. Dann muss ich reden, dann würde ich reden. Würde dir alles offenbaren und anvertrauen. Dann wäre alles raus. Vielleicht würde alles werden wie damals, als es noch ein "uns" gab, so als würde es den Bruch nicht geben - doch verganenes ist vergangen und man kann daran nichts mehr ändern.

1 Kommentar:

  1. wow. das ist mit ABSTAND das süßeste kommentar, was mir je jemand geschrieben hat. ohne witz jetzt, dein kommentar ist echt richtig süß!
    danke dir für deine worte.
    wir würden uns sicher super verstehen,
    uns super weihnachten zusammen verbringen!
    ich kanns mir vorstellen,
    wie ich mein weihnachten feier,
    aber bis weihnachten ist es noch ein bisschen hin,
    und deswegen wird sich vielleicht (hoffentlich) noch was ändern.
    hast jetzt eine neue leserin!

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