Herzensmenschen

Sonntag, 29. Juli 2012

Ohgott ! Wie hab ich das Bedürfnis mir die Klinge in den Arm zu rammen. Sie einmal wieder tief hineingleiten zu lassen und das Blut aus dem Unterarm laufen zu sehen. Doch geht das verdammt nochmal nicht!! Nie wieder geht das. Es soll niemand merken. Niemand darf ahnen, dass ich es (noch) mache. Die Arme sind so gut verheilt. Dank der Creme, der Massagen etc, sind die Narben klein und fast unauffällig auf meine helle Haut. Ein großer Roter Schlitz würde dort auffallen - alle werden es sehen, niemanden kann ich dann mehr mit Ausreden täuschen.. Niemanden etwas mehr vormachen. Ich versuche schon alles, um die Schnitte zu verbergen und dennoch nicht 'auffällig' zu sein. Habe abgemessen bis wo meine kürzeste Hose geht. Die haut, die davon bedeckt wird, ist nur noch meine Schnittfläche. Bald sind auch die anderen roten Linien verheilt und niemanden fällt mehr auf, dass da mal etwas war. Ich halte es kaum mehr aus, der Druck wird unendlich groß. Versuche mich abzulenken, wenn ich abends im Bett liege, versuche an schöne Dinge zu denken, doch fällt mir immer die selbe Geschichte ein. Es ist so grausam jeden Abend vorm Schlafen daran zu denken, grausam wie sich die Geschichte in mein Kopf bohrt, wenn ich wieder einmal Nachts aufwache. Einfach widerlich, dass ich fast 24 Stunden am Tag daran denken muss. Es erleichtert den Druck nicht, es macht ihn sogar noch schlimmer. Unerträglich schlimm sogar ! - Wärst du doch nur hier und würdest mich wieder in deinen Arm nehmen, so wie damals. Würdest du mir doch wieder deine Jacke geben, damit ich nicht frieren muss und mich von hinten umarmen und deinen Kopf auf meine Schulter stützen, so wie du es so oft schon getan hast ? Wieso kannst du nicht hier sein, bei mir. Wieso können wir uns nicht wieder gegenseitig unterstützen und durch die Welt schleppen. Die Vormittage einfach irgendwie rumkriegen, den Weg zu dir nach Hause nicht schnellstmöglich hinter uns bringen - nur um dann bis zum dunkelwerden nur mit dir zusammen zu sein. Mit dir durch die Welt bummeln, reden. Lächeln. Weinen. Nur Du und Ich. Seite an Seite - gegen den Rest der eiskalten Welt. Ich möchte mit dir an einen See gehen, mich an deiner Schulter gelehnt, in die Sonne legen und ohne diese grässliche,lange Schwimmshorts, die sich mit Wasser vollsaugt und unheimlich schwer wird, schwimmen gehen. Mich umdrehen und in ein Gesicht blicken, wie dein Blick auf mir ruht und du mich angrinst. Ich möchte deinem Geschwafel über deine Lieblingsserie und deinem ganzen PC- und WaffenKram lauschen und dabei nichts verstehen. Dich angrinsen mit dem Blick der dir sagen wird: 'Du denkst bestimmt auch, dass ich mega hohl bin, ich versteh schon wieder kaum etwas von dem was du sagst'  - nur um dann diesen Blick zu ernten, der mir sagt, dass du mich ironisch als Dummerchen bezeichnest, es aber nicht so meinst, denn im Grunde verstehst du auch nicht immer alles von den Themen, über die ich dir stundenlang Vorträge halte. Doch hören wir uns gegenseitig zu, da wir wissen, wie wichtig es für uns ist und versuchen so viel in unserem Gedächtnis zu speichern, um dann irgendwann vielleicht einmal mitreden zu können.

1 Kommentar:

  1. Hey Jinny.
    Dein Text berührt mich sehr. So jemanden wie "ihn" kenne ich auch, und es ist erstaunlich wie gut du ihn in Worte gekleidet hast, ohne ihn zu kennen. Kompliment. Überhaupt und insgesamt an deine Texte.

    Phoebe.

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Liebe Worte sind immer gern gesehen <3