Herzensmenschen

Mittwoch, 18. Juli 2012

Ich hab Angst. Große Angst. Mehr Angst als ich vor allen normalen Tagen und Nächten zusammen habe. Papa hat bei ihm angerufen. Bei dem Mann, der meine Mutter vergewaltigt hat.Er droht ihm. Er sagt, er solle herkommen, damit er ihn umbringen kann. Er ist betrunken. Sie ist betrunken. Mein kleiner bruder ist noch auf. Hört alles mit.  Ich muss die Schalusien geschlossen halte, es darf kein Licht nach draußen dringen. Tränen laufen mir über mein Gesicht. Mein Bruder tut mir so unendlich Leid.  Er lernte doch nur die heile Welt kennen. Die heile Familienwelt. Für mich ist es nichts neues, ich komm damit klar - er nicht!   Meine Hunde. Ich habe Angst um sie, will sie ins Haus holen, wenn er wirklich kommt, bringt er sie um. Ich verkrafte es nicht, wenn meiner Monja etwas passiert. Wenn  auch sie mir genommen wird. Sie ist der einzige Grund, weshalb ich noch zu Hause bin und nicht schon längst in einer Jugendstelle Zuflucht gesucht habe. Ich schwöre bei Gott, bei Satan und bei allem was mir heilig ist: Tötet er meine Monja - töte ich ihn. Mein Messer vom Angeln liegt neben mir. Noch ist die Plastikhülle drum. Nehme es in meine viel zu zittrigen Hände, ziehe es vorsichtig aus der Hülle. Es klebt noch Blut dran. Das Gefühl dieses schwere, kalte Messer in den Händen zu halten ist unbeschreiblich. Es fühlt sich anders an als die Klinge, doch genauso berauschend. Kann nicht richtig die Buchstaben eintippen, meine Hände zittern zu sehr.Mir ist schlecht. Ich weiß, dass wenn er kommt, wird er versuchen auch uns zu töten. Er ist high, kifft jeden Abend. Er ist benebelt und realisiert das alles nicht. Meine Mutter schreit rum, sie will meinen Bruder, sich und mich aus dem Haus schaffen, aber ich werde nicht gehen. Werde nicht mein zu Hause, meine Hunde und nicht meinen Papa allein hier lassen. Wenn er kommt, kommt er. Wenn mein Papa rausgeht, folge ich ihm. Was dann passieren mag ist Schicksal. Vielleicht geht alles gut aus, vielleicht auch nicht. Angst habe ich keine - selbst die vorm Tod hab ich verloren. Schon vor langer Zeit. Ich hab das Gefühl, dass morgen früh nichts mehr so sein wird, wie es bis heute war.  Ich dachte mit den Ferien beginnt eine entspantere Zeit, doch scheint es gleich am ersten Abend zu eskalieren.  Die Angst vor dem Ungewissen steigt bis ins unermessliche. Ich will dass etwas passiert, das etwas Großes passiert, dass das hier alles ein für alle mal beendet. Ich halte es nichtmehr lange aus. Bin nervlich am Ende. Halte es nichtmehr aus.
Papa telefoniert. Mit der (Ex-)Verwandtschaft aus Russland. Das bedeutet nichts Gutes. Bei uns trifft das Klischee zu: Braucht einer Hilfe, kommen alle und schlagen zu.  Sie kennen viele Leute, viele Russen. Alle halten zusammen, egal worum es geht. Papa will dahinfahren. Er will nach Osnabrück fahren. Er will mit ihnen reden, er wird nicht da sein. Er wird uns nicht schützen können, falls etwas passiert. Er wird meine Mutter nicht vom Alkohol wegschaffen können, wenn sie wieder kotzend über der Kloschüssel hängt. Wird nicht für Ruhe und Ordnung sorgen. Ich muss in der Zeit hier bleiben. Darf nicht raus, kann keine Freunde treffen. Ich will das nicht, will das alles nicht, doch muss ich jetzt stark sein. Ich muss stark sein, damit vielleicht bald alles hier erträglicher wird, damit mein Bruder nicht komplett zu Grunde geht, damit es wenigstens ihm besser geht als mir.



→ Ich weiß, wie ich schon mehrmals erwähnte, nicht was morgen sein wird. Ich weiß nicht, ob ich mein zu Hause verlassen muss, ob ich gezwungen werde. Ob ich meinen Papa zurücklassen muss, ob er etwas tut, was er später bereuen wird. Ich weiß nicht, wie meine seelische Verfassung in den nächsten Tagen sein wird und ob ich dazu komme/ob ich Lust/Zeit habe, hier etwas zu posten. Falls keine neuen Einträge mehr folgen sollten, macht Euch keine Sorgen, denn egal was sein wird, es wird mir besser gehen als jetzt.

1 Kommentar:

  1. Voll schlimm :o
    Ich hoff es is alles okay bei dir !
    Und danke für das süße Kommentar :)
    XOXO Mael

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