Mein Todestag

Nach fast einem Monat hört man auch wieder von mir.
Ich brauchte Abstand von Blogger, denn so sehr, wie mich viele Kommentare freuen, gibt es auch bittere, die mich innerlich zermürben, weil ich alles zu nah an mich heran lasse. Ich habe das Bedürfnis mich zu erklären und zu entschuldigen, doch finde ich es andererseits verdammt bescheuert dies gegenüber seinem "Tagebuch" zu tun, denn immerhin gehören meine Gedanken mir, auch wenn diese verdorben, egoistisch, verklemmt und einfach naiv sind!

Es ist viel passiert und ich wollte schon so oft was schreiben, doch fehlte mir der Mut, jetzt aber bin ich so geknickt, gebrochen und traurig, dass das ganze irgendwo hin muss.
Mein Geburtstag war ein ganz abscheulicher Tag, mein Freund war von 4:00 Uhr bis 22:20 Uhr auf der Arbeit, er war ganz in Bielefeld, versprach mir aber schon um 12:00 Uhr nach Hause zu kommen, weil er es mit dem Chef so abgesprochen hatte. Er sagte, er sei mit dem Chef unterwegs und würde neue Kunden besuchen (was aber eine große Lüge war, wie sich später rausstellte). Zum Geburtstag bekam ich einen Plüschhamster in einer Pappschachtel, gratuliert hatte er nicht. Sicher würden einige wieder behauptet, dass das die große Arbeitswelt ist und ich mich nicht anstellen sollte, aber ich habe mich angestellt und den Tag mit heulen und Wutausbrüche verbracht, sodass ich am Abend zu der Erkenntnis kam, dass mein 20. Geburtstag lieber mein Todestag werden soll, als noch einmal so eine Zumutung! Immerhin war mein 18. auch nicht besser und von 16. & 17. will ich gar nicht anfangen. Selbst wenn ich jetzt an meinem Geburtstag denke, muss ich anfangen zu heulen, so sehr hat es mich verletzt.
Wir stritten sehr viel an und nach meinem Geburtstag und ne Woche später eskalierte es. Ich bat meinen Freund bitte eine Nacht zu Hause zu verbringen, denn ich wusste, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte, doch er tat es nicht. Er machte mich so unglaublich fertig und ich blöde Kuh ließ es zu, sodass ich irgendwann kraftlos zusammenbrach und ihn plötzlich mehr brauchte als sonst. Einfach nur seine Anwesenheit, mehr brauchte ich nicht, doch dann sagte er, er habe keine Kraft mehr und rief seine Eltern an, er packte seinen Krempel und ließ mich allein zurück. In dieser Nacht flehte ich zum ersten Mal meine Mutter an, mich zurück in die Klinik zu bringen, ich hatte so furchtbare Angst, die Nacht nichtmehr zu überleben, doch statt mir zu helfen lachte sie mich nur aus und meinte, dass ich es verdient hätte. - Ja sicher, jeder normale Mensch hätte von sich aus einen Krankenwagen etc gerufen, doch ich war so kopflos, dass ich es nicht mehr auf die Reihe bekommen habe. Heute weiß ich nicht mehr wie ich diese Nacht überleben konnte ohne mir etwas anzutun, aber ich denke, dass da sehr viele Tabletten im Spiel waren.
Am nächsten Tag wollte mein Freund zurückkehren, doch meine Kraft reichte aus, ihn nicht zu mir kommen zu lassen. Ich war fest entschlossen, die Trennung durchzuziehen, doch am Tag darauf verließ mich das letzte Bisschen Kraft, welches ich noch hatte. Er kam zurück, wir redeten, ich weinte viel.
Er sagte mir, dass er mich lieben würde und es die dümmste Idee der Welt gewesen war, als er ging und meinte er würde die Beziehung beenden.
Das darauffolgende Wochenende war dann wieder sehr schmerzhaft zu überstehen, denn da wollten wir eigentlich nach Hamburg fahren und dort ein Wochenende verbringen. Ich hatte extra Geld gespart und wollte statt meinen Geburtstag zu feier nur etwas mit meinem Freund machen, doch musste er zum Staplerschein und so viel auch das aus.  Und anstatt das er mir einen Ausweichstermin nennt oder irgendeine Alternative sucht meinte er, dass es doch egal sei, ob wir wegfahren oder nicht. - Dazu fällt vielen bestimmt ein, dass ich mir doch was neues einfallen lassen soll, wenn ich unbedingt weg will, aber ehrlich: Im Grunde geht es mir nur darum dass mein Arschloch-Freund nicht die Eier hat um sich auch nur einmal für mich einzusetzen und dass es ihm an Motivation fehlt, mir eine Freude zu machen!
Ich habe versucht mir den Schmerz nicht allzu sehr anmerken zu lassen, doch als wir am Abend auf einer Überraschungsgeburtstagsparty für eine Freundin waren, war mir plötzlich zum weinen zumute, denn die ganze Party wurde von ihrem Freund organisiert, er hatte sich so unglaublich Mühe gemacht und mein Freund der war an meinem Geburtstag nicht einmal da, hatte mir nicht gratuliert und wahllos irgendeinen Scheiß geschenkt. Das gibt einem gleich doppelt das Gefühl wertlose Scheiße zu sein. Ich war so traurig, dass ich mich nach über einem Jahr wieder wahllos volllaufen ließ, einfach um zu vergessen.
Und obwohl ich es gerne getan hätte, habe ich meinem Freund nicht gezeigt, wie sehr es mich zwei Wochen nach meinem Geburtstag immer noch verletzt, dass ihm dieser Tag einfach gleichgültig war.
Am Montagmorgen danach brach wieder einiges aus mir heraus, weil mein Freund mir auf der Party versprach sich um meinen Cardigan zu kümmern, und er dann am Montag nichtmher aufzufinden war. Natürlich habe ich ihm entgegen gedonnert, dass er nicht ein mickriges Versprechen halten kann und er eigentlich eine riesige Enttäuschung für mich ist, was zugegeben nicht fair war, aber dennoch stimmte. Darauf entschuldigte ich mich tausendmal bei ihm und fing vor Selbsthass an zu weinen. Den ganzen verdammten Tag versuchte er mir per SMS zu sagen, dass alles super zwischen uns ist, er mich liebt und wir einen tollen Tag haben würden.
Nach der Schule fand ich zu Hause dann einen Brief, in dem mein Freund mir schrieb, dass er unsere Beziehung auf Eis legen würde und nichtmehr nach Hause kommen würde. Ich wusste nicht was los war, total verwirrt rutschte mein Bewusstsein in einen Trancezustand und ich wartete ab, bis er Feierabend hatte. Dann drängte ich ihn dazu mich anzurufen, irgendwo auf einem Parkplatz zu halten und mich anzurufen, was er dann auch tat. Urplötzlich brach alles heraus und ich weinte so unglaublich sehr, dass ich gar nicht mehr wusste, wie mir geschieht. Im Inneren hatte ich gehofft, dass er mich nach der Arbeit zum Essen einlädt, immerhin hatte er mir versprochen, dass er den Montag nach meinem Geburtstag mit mir chinesisch Essen ginge, was er aber vergaß. Ich hoffte, er würde daran denken und das sagte ich ihm auch. Daraufhin lud er mich ein, meinte wir würden beim Essen über alles sprechen und danach würden wir weitersehen. Ich zwang ihn, eine Tasche mit Kleidung ins Auto zu packen, damit er bei mir schlafen konnte, sofern wir uns vertragen würden.
Das Essen war schön wir redeten über dieses und jenes, wie damals, als alles noch fabelhaft zwischen uns lief. Er fuhr mich nach Hause zurück, wollte aber nicht mit aussteigen. Er sagte, er wollte nur einen schönen Abschluss zwischen uns finden und dass es jetzt aus sei, weil er keine Kraft mehr für mich habe. Ich flehte ihn fast eine halbe Stunde an zu bleiben und sagte ihm, dass ich alles tun würde, damit er seine Kraft wiederfinde usw.
Und dann offenbarte er mir Dinge, von denen ich nie zu träumen geglaubt hätte: Er gestand, dass er keine Ausbildung zum Speditionskaufmann machen würde und alle Berichte, die ich für ihn über geschrieben habe, ausgedacht waren, dass er eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer mache, immer so spät käme, weil er keine Überstunden machen muss, sondern einen Arbeitstag von 11 Stunden hätte, er deshalb den Staplerschein machen musste und an meinem Geburtstag gar nicht mit dem Chef, sondern mit einem Kollegen unterwegs war, der eine Tour fuhr und er daher schon wusste, dass er spät käme, meine Trauer aber in Kauf genommen habe, weil er es so geil findet in nem großen LKW zu sitzen. Er sagte, er habe keine Kraft mehr mich durchgehend anzulügen und deshalb lieber Schluss machen wollte.
All das traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, er hatte mir so oft versprochen, nicht mehr zu lügen, doch immer und immer wieder lügt er mich an und das schmerzt so sehr.
Natürlich war ich froh, dass er der Beziehung noch eine Chance geben wollte und obwohl ich wusste, dass ich ihn an diesem Abend hätte verlassen müssen, bin ich bei ihm geblieben.
Seitdem hat er mir täglich deutlich gemacht, dass er Zweifel an der Beziehung hat, hat mich spüren lassen, dass es ihm egal wäre, wenn die Beziehung zerbricht, weil ihm sein Job wichtiger ist, dass er mich lieber aussperren würde, als an allem zu arbeiten. Im Gegenzug habe ich ihm gesagt, dass wir nie Kinder haben werden, weil ich nicht alleinerziehnde Mutter spielen will, weil er bei nem 11 Std Tag + hin und wieder Übernachtungen nie für seine Kinder da sein kann und ich habe ihm mehr als einmal gesagt, dass ich mir gewünscht hätte, dass er beim ersten 'Auszug' nichtmehr wiedergekehrt wäre und das meine ich immernoch so.
Wäre er weggeblieben, wäre ich jetzt wieder stärker, wäre fast über die Sache hinweg und müsste mich nicht weiterquälen. Ich bin zu schwach um Schluss zu machen, ich möchte nicht für immer allein bleiben, und nachdem meine liebe Frau Mutter mir fast täglich sagt, wie scheiße ich bin und dass ich eh nie wieder einen Kerl finde, der mich aushält, haben diese Gedanken Besitz von mir ergriffen und mittlerweile denke ich wirklich, dass ich niemals wieder einen Partner finden werde, wenn ich jetzt den einzigen Menschen, der es schon fast 2 Jahre mit mir aushält, abstoßen würde.
Bis letztes Wochenende fraß ich alles weiter in mich herein, seine Zweifel, das Gefühl austauschbar und wertlos zu sein, während ich auf der anderen Seite alles tat, was mein Freund sich wünschte. Statt zu lernen fuhr ich mit ihm einkaufen, lieh mir Filme aus und schaute sie zusammen mit ihm, obwohl ich gar nicht gern Filme schaue, ging in die Stadt und ließ mir meine Haare schneiden, obwohl sie völlig in Ordnung waren. Am Sonntag fing ich dann an zu weinen, weil ich das alles nicht mehr konnte. Ich weinte schrecklich und sagte ihm, dass er mich bitte töten solle, weil mir mein Leben wieder zu viel sei und zum ersten Mal nach über einen Monat zeigte er Verständnis und ging auf mich ein. Es fühlte sich endlich wieder wie früher an. Er gestand mir noch einige Dinge, z.B dass er zweimal die Woche Post von Inkassounternehmen bekommen würde, zwar wusste ich, dass er früher das Problem hatte, aber er sagte mir immer wieder, dass das Problem erledigt sei, auch sagte er mir, dass monatlich 3-5 Internetfirmen Geld von seinem Konto buchen würden, welche es auch rechtswidrig tun würden. Natürlich verletzte es mich, dass er mir das nicht schon eher erzählte, immerhin habe ich auch damals Verständnis dafür gezeigt, genau wie die Lüge mit der Ausbildung, ich stehe doch trotzdem zu ihm. Wenn ich darüber nachdenke, bricht es mir das Herz, dass er mich lieber anlügt und deshalb unendlich kalt und herablassend zu mir ist und lieber mit mir Schluss machen wollte, als mir die Wahrheit zu sagen, einfach nur.
Er meinte nur, es wäre ihm unangenehm gewesen zu gestehen, dass sein Traumjob ein Scheißberuf mit kaum Zukunft ist, weil er selbst weiß wie unvernünftig es ist und er sich bewusst ist, dass er so wenig verdienen wird, dass er unmöglich eine Familie ernähren könnte..

Es enttäuscht mich ungemein, aber ich enttäusche mich mindestens genauso sehr, weil ich es nicht schafft einen Schlussstrich zu ziehen. Ich bin gerade selbst dabei mich selbst zu zerstören, meine Wünsche und Träume für einen motorischen Lügner aufzugeben und ihm neue Lügen zu glauben. Aber was soll's. Wird es nicht besser, wird der 1.10.2015 als Todestag auf meinem Grabstein stehen.