Herzensmenschen

Dienstag, 5. August 2014

Und sobald man zurück ist, schließt sich wieder der Kreis

Als ich aus der Klinik kam, ging es mir so gut wie lange nicht mehr.
Ich war total euphorisch und wollte so viele Dinge verändern, wollte ein neues Leben beginnen. Einen Neustart, ich wollte Reinheit haben, einen neuen Klumpen Ton, der sich in alle erdenklichen Formen bringen lässt und damit etwas neues schaffen.
Doch jetzt, einen Monat nach meiner Entlassung merke ich, dass es alles wieder nur bei Träumereien geblieben ist und sich im Grunde nichts großartiges ändern ließ. Der Klumpen Ton war schon verbraucht und in hässliche Formen gedrückt, welche ich nicht mehr rückgängig machen konnte.
Schon in der Klinik wurde mir gesagt bekommen, dass ich mich ändern kann, aber meine Umwelt nicht. Meine Mitmenschen, die mir so unsagbares Leid antun, kann ich nicht ändern. Sie müssten einsichtig werden und selbst entscheiden, dass es Zeit für Veränderungen sei. Eben das tritt bei meiner Familie nicht ein. Meine Seele wird von meinen Eltern gefoltert, Vereinbarungen und Versprechen nicht eingehalten und es wird Stärke verlangt, welche ich nicht habe.
Lustigerweise habe ich von vorne rein gesagt, dass mich das umbringen wird, dass dieses Verhalten so kontraproduktiv ist, dass ich alle Klinikerfolge den Bach runtergehen sehen kann. Und genau so ist es: Es ist wie früher. Ich bin depressiv, traue mich nicht mehr aus meinem Zimmer, verkrieche mich. Ich streite mit meinen Eltern, bin nur gut, solange ich einkaufen fahre und meinen Bruder rumfahre, möchte ich auch einmal etwas, wird es mir verwehrt, dann bin ich wieder das egoistische Miststück, was jedem das Leben zur Hölle macht. Ich möchte hier raus, dieser verdammte Haushalt macht mich kaputt, zerstört das bisschen, was von mir noch übrig geblieben ist. Ich fühle mich gefesselt und wie einen Sklaven behandelt. "Jinny, fährst du bitte für mich einkaufen" "Nein, mir gehts grad nicht so gut, außerdem habe ich noch X und Y zu tun" "War ja natürlich klar, dass du deinen faulen Arsch nicht aus dem Bett kriegst und so bist wie früher, die Scheißklinik hat dir überhauptnicht geholfen" - Achso, aber dass ich die vorherigen drei Tage einkaufen gefahren bin, interessiert hier ja niemanden. So sieht es nämlich aus! Jeden Scheißtag aufs neue. Ich habe keine Lust mehr, würde mir am liebsten Arme und Beine aufschlitzen, würde die bunten Pillen nehmen, die mich vergessen und schlafen lassen, mich besaufen oder Drogen nehmen, um aus diesem scheiß Alptraum aufzuwachen.
Meine Mutter ist eine schlechte Mutter. Viel zu lange habe ich ihre Ausbrüche und alles verschönigt, habe sie vor mir in Schutz genommen, weil sie ne schreckliche Kindheit hatte und sie psychisch sicherlich noch kaputter ist als ich, aber sie hätte etwas dagegen unternehmen können. Sie hätte eine Therapie machen können, sie hätte in eine Klinik gehen können und sie hätte das alles aufarbeiten und verarbeiten können. Es ist ihre Verantwortung und ihre Pflicht als Mutter in einem Zustand zu sein, in dem sie sich um ihre Kinder kümmern kann und nicht rumschreit und bei jeder Kleinigkeit ausrastet.
Ich werde aus diesem Kreis niemals ausbrechen können, solange sie nicht merkt, was für ein schrecklicher Mensch sie ist. Ich hab genug durchmachen müssen für eine 18 Jährige, irgendwann ist Schluss, das Maß ist nun voll und ich kann nicht mehr. Ich möchte das alles hinter mir lassen, doch die nächsten 3 Jahre, werde ich hier nicht raus kommen können. Ich werde kein Geld verdienen und kein Amt der Welt würde mir glauben, dass es unter den Umständen zu Hause nicht mehr geht. Wieso auch? Ist ja alles toll, solang man nicht an der Oberfläche kratzt und der Lack anfängt zu bröseln.

Ich bin mir sicher, dass ich eines Tages hier raus komme. Ich werde mein eigenes Leben führen, ich werde glücklich sein können und mit diesem hier abschließen. Ich werde nie wieder zurückblicken und die Person, die mir das alles hier angetan hat aus meinem Leben verbannen. Dann hat sie ja wenigstens noch meinen Bruder, den sie weiterhin alles in den Arsch stecken kann, während ich danebenstehen muss und nichts habe.

2 Kommentare:

  1. Hast du schon mal versucht dich ans Jugendamt oder irgeine Hilfstelle zu wenden?
    Du kannst es ja zumindest versuchen und die von der Klinik wissen doch auch wie scheiße es dir zu Hause geht oder?
    Fühl dich gedrückt, das ist einfach scheiße

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  2. Ich kann mich Lina nur anschließen.
    Es gibt betreutes wohnen und auch betreutes wohnen
    für psychisch kranke. Dann könntest du deine Umgebung ändern
    und abstand gewinnen von allem schlechten.

    Liebe grüße

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Liebe Worte sind immer gern gesehen <3